Kuttermesser
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„Wir müssen alles neu bauen“

Max Mann hat bei einem Murenabgang seine gesamte Existenz verloren

In der Produktionsstätte der Fleischerei begutachtet Max Mann gemeinsam mit einem befreundeten Elektriker die Schäden an den Gerätschaften.

Von Pia Moik

Als „kleines, charmantes Dorf im Salzburger Pongau“ beschreibt die offizielle Webseite des Tourismus Salzburg den 1.600 Seelenort Hüttau. Auch eine hübsche, denkmalgeschützte Kirche befindet sich im Ortskern. Am 2. Juni stand der gesamte Ort unter Schock, als sich eine Mure löste und auf den Ort zuraste. Weniger Glück hatte die Fleischerei Max Mann, die sich direkt neben dem Fritzbach befindet. Von einem Lagerraum sind nur mehr Mauerreste übrig geblieben, die Produktionsmaschinen wurden beschädigt oder komplett zerstört, der Verkaufsraum unbrauchbar gemacht und das kleine, betriebseigene Wasserkraftwerk mehr oder minder weggerissen. Dabei wurde ein 24 Tonnen schwerer Bagger in den Fritzbach geschoben, der gemeinsam mit Schlamm und Bäumen das Gewässer blockierte. Was von der Erdlawine verschont blieb, wurde damit vom überflutenden Wasser weggespült.

Am kleine Parkplatz vor der Fleischerei waren einige Autos geparkt, die allesamt von der Mure gegen das Gebäude gedrückt wurden. „So wurden die Schlammmassen aufgehalten und konnten zumindest weiter unten im Ort keinen Schaden anrichten“, meint dazu Max Mann. Dies dürfte wohl auch der Grund sein, warum in Hüttau sowohl Mensch als auch Tier unversehrt blieben.

Dabei hatte auch Max Mann Glück im Unglück. Denn als die Mure sich ihren Weg ins Tal suchte, war er gerade mit der Wartung des Wasserkraftwerkes beschäftigt. Die Erdmassen rissen den Trafo mit sich und der Strom viel aus. Mann musste also hinaus aus der Werft und zum Sicherungskasten, der im benachbarten Haus liegt. Und während dieser Zeit ruinierte die Erdlawine alles was ihr in den Weg kam. „Wäre ich im Kraftwerk geblieben, hätte ich keine Chance gehabt, dort lebend heraus zu kommen“, erzählt der Fleischer.

Nun geht es an den Wiederaufbau: Ein befreundeter Elektriker kümmert sich um die Geräte, Branchenkollegen sorgen dafür, dass die Filiale in Bischofshofen offen gehalten werden kann. „Die Kollegen sind gigantisch. Jeder Fleischer aus unserer Umgebung meldet sich und bietet seine Hilfe an. Der Hansi Obauer aus Werfen produziert sogar für uns“, ist auch die Schwester von Max, Elisabeth, begeistert. Auch die Nachbarn, Zulieferbetriebe und Maschinenhändler hätten sich gemeldet und Hilfe angeboten. „Uns haben die Helfer so viel Kraft gegeben“, meint Elisabeth. Auch wenn sich zwischenzeitlich Gefühle der Verzweiflung und Resignation breit machen. „Wir versuchen zwar langsam unseren Betrieb wieder hochzufahren, denn gar nicht zu produzieren können wir uns nicht leisten“, so Max: „Aber nichts desto trotz müssen wir alles neu bauen.“ Der Schaden ist zu groß als das man mit ein paar Reparaturen über die Runden käme.

Acht Mitarbeiter hat die Fleischerei Mann. Zwischen 1.000 und 2.000 kg Waren wurden hier pro Woche erzeugt. Neben den Detailgeschäften in Hüttau und Bischofshofen versorgt man auch einige Gastronomiebetriebe mit Frischfleisch sowie den hauseigenen Schmankerl. Dazu zählen vor allem Rohwaren wie Salami oder Rohschinken. Eine eigene, kleine Landwirtschaft ermöglichte sich mit Produkten vom Freilandschwein einen Namen zu machen. „Wir hoffen, dass wir hier wieder anknüpfen können“, so Mann.



Kurz entschlossen rief Ehrenbundesinnungsmeister KR Anton Karl in Kooperation mit der Österreichischen Fleischerzeitung eine Hilfsaktion ins Leben. Unter dem Motto „Fleischer helfen Fleischer – Solidaritätskonto für Max Mann“ wurde ein Spendenkonto eingerichtet. „Ich bitte alle Fleischer, diesem jungen, engagierten Kollegen zu helfen“, meint Karl. Denn allein was den Fleischereibetrieb betrifft wird der Schaden auf über eine Millionen Euro beziffert. Und wie will man dieses Geld aufbringen? „Ich hoffe auch auf den Katastrophenfond. Aber der wird alleine sicher nicht reichen“, so Max.

Dabei war anfangs gar nicht klar, ob man an diesem Standort überhaupt noch bauen darf. Schließlich befindet sich die Fleischerei in der roten Zone. „Mittlerweile haben wir aber die Erlaubnis. Ganz im Gegenteil, es wäre sogar von Vorteil für den Ort, da dies die übrigen Häuser schützt“, meint Max. Ein Standortwechsel käme wohl einem Neuanfang gleich, außerdem ist die Liegenschaft im Eigentum von Max Mann. Der Bruder betreibt im anderen Teil des großen Hauses ein Hotel. Auch dieser Part wurde Opfer von Mure und Hochwasser.

Spendenkonto
Fleischer helfen Fleischer – Solidaritätskonto für Max Mann
Kontonummer: 34769
Bankleitzahl: 35027
Raiffeisenbank Hüttau
IBAN: AT29 3502 7000 0003 4769
BIC: RVSAAT2S027


Alle Spender werden in der Österreichischen Fleischerzeitung namentlich veröffentlicht. Die Spende ist gemäß § 4 Abs. 4 Z 9 EStG als Werbeaufwand steuerlich absetzbar.

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